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„Fürchtet euch nicht, es wird licht!“

Predigt zu Lukas 2, 1-14
am 24.12.2020
in der Lukaskirche Leonding

In jener Zeit erließ Kaiser Augustus den Befehl an alle Bewohner seines Weltreichs, sich in Steuerlisten eintragen zu lassen. Es war das erste Mal, dass solch eine Erhebung durchgeführt wurde; damals war Quirinius Gouverneur von Syrien.

So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich dort eintragen zu lassen. Auch Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zum Haus und zur Nachkommenschaft Davids und begab sich deshalb von seinem Wohnort Nazaret in Galiläa hinauf nach Betlehem in Judäa, der Stadt Davids, um sich dort zusammen mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen.

Maria war schwanger. Während sie nun in Betlehem waren, kam für Maria die Zeit der Entbindung. Sie brachte ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe; denn sie hatten keinen Platz in der Unterkunft bekommen.

In der Umgebung von Betlehem waren Hirten, die mit ihrer Herde draußen auf dem Feld lebten. Als sie in jener Nacht bei ihren Tieren Wache hielten, stand auf einmal ein Engel des Herrn vor ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umgab sie mit ihrem Glanz.

Sie erschraken sehr, aber der Engel sagte zu ihnen: »Ihr braucht euch nicht zu fürchten! Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die im ganzen Volk große Freude herrschen wird. Heute ist euch in der Stadt Davids ein Retter geboren worden; es ist der Messias, der Herr. An folgendem Zeichen werdet ihr das Kind erkennen: Es ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe.«

Mit einem Mal waren bei dem Engel große Scharen des himmlischen Heeres; sie priesen Gott und riefen: »Ehre und Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht.«

Liebe Gemeinde!

1.
Ich stelle mir vor, wie es den Hirten ergangen ist, draußen auf dem Feld. Es war finster. Vielleicht war es kalt. Vielleicht standen sie im Schein eines Feuers beisammen und tratschten. Vielleicht war jeder für sich alleine und hing seinen Gedanken nach. Vielleicht gab es auch den einen oder anderen, der ein wenig Angst hatte, so im Dunkeln.

Auf jeden Fall bewachten Sie ihre Herden vor wilden Tieren. Sie achteten darauf, dass keines ihrer Schafe oder Ziegen davonlief oder sich verirrte. Das ist die Aufgabe von Hirten, auf ihre Tiere achtzugeben. Für die Hirten am Feld ein Tag, eine Nacht wie jede andere.

Doch plötzlich: ein Licht, ein heller Schein, ein Glanz. Sie erschraken sehr, aber der Engel sagte zu ihnen: »Ihr braucht euch nicht zu fürchten!«

2.
Meistens macht man Licht, wenn man Angst hat: in der Nacht, im Finstern, alleine. Man macht Licht, weil man dann die Gefahr sehen kann, die wirkliche oder die eingebildete.
Wenn man nach einem Alptraum aufschreckt, dann Licht. Wenn man in den dunklen Hausflur tritt, dann Licht. Auch am Absatz der steilen Kellertrep-pe macht man erstmal Licht, bevor man hinabsteigt. Wenn es im Winter draußen früh finster wird, freuen wir uns über jede helle Laterne.

Orte, wo es dunkel ist, machen uns Angst. Höhlen. Tiefes und dunkles Wasser. Eine enge, finstere Gasse. Stockdunkel. Nachts werden die Ängste größer. Schatten können uns erschrecken. Wenn wir nachts im Bett Angst haben, ziehen wir die Decke über den Kopf.
Orte, wo es finster ist, machen uns Angst. Doch plötzlich: ein Licht, ein heller Schein, ein Glanz. Der Engel spricht zu uns: »Ihr braucht euch nicht zu fürchten!«

3.
Lichter symbolisieren das Gute. Zur Wintersonnenwende, wenn die Tage wieder länger werden, freuen wir uns auf hellere Zeiten. Kerzen verbreiten Wärme und Licht, tragen zu einer behaglichen Atmosphäre bei. Sonne, Mond und Sterne ermöglichen uns Orientierung in Raum und Zeit. Feuer wärmt uns und ermöglicht uns zu kochen.

Licht symbolisiert das Gute. Licht symbolisiert das Leben. Die Pflanzen brauchen Licht, um Photosynthese zu betreiben und um wachsen zu können. Der Mensch benötigt Licht auch für sein Wohlbefinden. Wenn es hell ist hören wir den Engel summen: »Ihr braucht euch nicht zu fürchten!«

4.
Auch in der Bibel ist Licht wichtig: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.“ Immer wieder erscheint Gott im Licht: im brennenden Dornbusch; in einer Feuersäule; in einer leuchtenden Wolke.

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Das ist eine Ansage. Von Jesus. Von dem, dessen Geburt wir heute feiern. Er ist das Licht der Welt, weil er uns die Liebe Gottes gezeigt hat. Er ist das Licht der Welt, weil er uns zuruft: „Fürchtet euch nicht!“ Er ist das Licht der Welt, weil er uns zu einem aufrechten Leben ermutigt, zu einem Leben in Freiheit und Verantwortung.

So feiern wir heute den Geburtstag unseres Lichtes, das Leben verheißt. Zu Weihnachten richten wir unseren Blick auch auf die Osterkerze, die uns als Symbol für die Auferstehung Christi auf unser-em Wege leuchtet. Wir feiern Geburtstag. Von Jesus. Und es wird hell. Zu Weihnachten hören wir den Engel flüstern: »Fürchtet euch nicht!«

Amen.

Published inAllgemeinPredigten

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